Das Urteil des BGH im Streit von „SZ“ und „FAZ“ mit der Abs­tract-Sei­te Perlentaucher.de bringt kei­ne abschlie­ßen­de Klä­rung der sehr bedeut­sa­men recht­li­chen Grund­satz­fra­gen. Wegen Ver­fah­rens­feh­lern wur­de die Kla­ge gegen die kom­mer­zi­el­le Ver­wer­tung von Kurz­zu­sam­men­fas­sun­gen der Inhal­te der Zei­tun­gen durch die Web­site an das Beru­fungs­ge­richt zurück ver­wie­sen und muss dort noch ein­mal ver­han­delt werden.

Der BGH hat sich in zwei Urtei­len (I ZR 12/08 und I ZR 13/08) vom 01.12.2010 mit der Zuläs­sig­keit der Ver­wer­tung von soge­nann­ten Abs­tracts befasst. Hin­ter­grund sind Kla­gen der „Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung“ und „Süd­deut­sche Zei­tung“ gegen Perlentaucher.de. Per­len­tau­cher hat­te sog. „Abs­tracts“, also kur­ze Zusam­men­fas­sun­gen, von Lite­ra­tur­kri­ti­ken aus den bei­den Zei­tun­gen im Inter­net ver­brei­tet sowie an Online-Buch­händ­ler wei­ter­ver­kauft. Die Zusam­men­fas­sun­gen ent­hiel­ten zum Teil beson­ders aus­sa­ge­kräf­ti­ge Pas­sa­gen aus den Ori­gi­nal­re­zen­sio­nen, wel­che – wenn über­haupt – nur durch Anfüh­rungs­zei­chen als Zita­te gekenn­zeich­net waren.

Die „FAZ“ und die „SZ“ sehen in der Ver­wer­tung der Abs­tracts durch Lizen­zie­rung an Drit­te eine Ver­let­zung des Urhe­ber­rechts an den Ori­gi­nal­re­zen­sio­nen sowie Mar­ken­rechts­ver­let­zun­gen und einen Wett­be­werbs­rechts­ver­stoß und ver­lan­gen von der Beklag­ten Unter­las­sung und Aus­kunfts­er­tei­lung und begeh­ren dar­über hin­aus Fest­stel­lung der Schadensersatzpflicht.

Die Vor­in­stan­zen in Frank­furt hat­ten die Kla­gen zwei­er Zei­tun­gen man­gels Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen abge­wie­sen. Die Beru­fungs­ur­tei­le wur­den auf­ge­ho­ben und zurück­ver­wie­sen. Laut Pres­se­mit­tei­lung des BGH müs­se das Beru­fungs­ge­richt erneut prü­fen, ob es sich bei den bean­stan­de­ten Abs­tracts um selb­stän­di­ge Wer­ke han­delt, die in frei­er Benut­zung der Ori­gi­nal­re­zen­sio­nen geschaf­fen wur­den (§ 24 Abs. 1 UrhG). Nach Ansicht des BGH hat das Beru­fungs­ge­richt bei der ent­schei­den­den Fra­ge, ob es sich bei den Abs­tracts um selb­stän­di­ge Wer­ke hand­le, nicht die rich­ti­gen recht­li­chen Maß­stä­be ange­legt und zudem nicht alle rele­van­ten tat­säch­li­chen Umstän­de berück­sich­tigt. Eine unter­schied­li­che Beur­tei­lung sei unter Wür­di­gung des Ein­zel­falls mög­lich. Von Bedeu­tung sei dabei u.a. in wel­chem Aus­maß ori­gi­nel­le For­mu­lie­run­gen über­nom­men wor­den seien.